Bewegungsapparat

Richtig und Falsch

Rangordnung

Leider halten wir noch immer krampfhaft an Rangordnungsthesen fest, wenn wir über unsere Hunde philosophieren. Unseren Hunden dichten wir ein hierarchisches Gesellschaftssystem an, mit einer festen Rangfolge - Alpha, Beta, Omega. Ein lineares System ist mittlerweile widerlegt und wir wissen, dass Hunde innerhalb einer Gemeinschaft in dyadischen Beziehungen zueinander stehen. Hunde leben und handeln situativ und setzen in verschiedenen Momenten Ihre Bedürfnisse durch. Die Momente sind wechselseitig. Der Vergleich von Hund-Hund Strukturen auf Mensch-Hund Strukturen ist nur schwer anzuwenden. Hunde wissen ganz genau, dass wir keine Hunde sind.

Hunde in Mehrhundehaltung sehen zum Beispiel dann kein Bedarf von jedweder Form der Rangordnung, wenn materielle und soziale Bedürfnisse individuell erfüllt werden. Es ist nicht die Aufgabe von uns Menschen ein Alphatier zu sein. Vielmehr erwarten unsere Hunde von uns eine ruhige, sichere und vertraute Führung. Nicht in Form von Dominanzverhalten, sondern in Form von Geborgenheit, Verantwortungsbewusstsein und Beharrlichkeit.

Hund A steht über Hund B und jener über Hund C - Dieses System ist schlicht falsch. Derjenige, an dem ein Hund sich orientiert, muss nicht stark und mächtig, sondern souverän und kompetent sein.

Aggressives Verhalten innerhalb eines "Rudels" ist sehr, sehr selten. Viel häufiger verzichten die Individuen freiwillig zugunsten anderer Mitglieder. Situativ, spontan und eben komplett freiwillig.

Das ist nicht nur logisch, nachweisbar und richtig, sondern von der Natur bewusst gesteuert, denn ein Überleben des eigenen Genpools steigert sich enorm, wenn das Grundprinzip eines "Rudels" nicht Konfrontation, sondern Kooperation ist. Nichtsdestotrotz gibt Statusunterschiede, die allerdings sehr schwach und sehr flexibel sind. Diese Unterschiede können sich im Minutentakt ändern.

Kommunikation und Verständnis ist daher der Schlüssel zu einer souveränen Führung. Ein Hundeführer muss ein vertrauenswürdiger Partner sein, der Situationen im Griff hat und Ruhe ausstrahlt.

 

Welpenschutz

Den Welpenschutz gibt es nur innerhalb der eigenen Hundefamilie. Zwischen fremden Hunden besteht dieser Schutz nicht. Das bedeutet, dass Dein Welpe keinen Welpenschutz inne hat, wenn Euch fremde Hunde begegnen. Auch hier hat die Natur ganz bewusst gehandelt. Die eigenen Gene werden geschützt, fremde nicht.

 

Mein Hund möchte mich ärgern

Hunde haben zwar ein reiches Gefühlsleben, aber Sie können nur ganz bedingt abstrakt denken und unsere Hunde haben keine Moralvorstellung. Hunde lernen über Belohnung und Strafe, allerdings können Sie Ihr Verhalten nicht mit einer Wertvorstellung verinnerlichen. Hunde bewerten Situationen nicht mit Richtig oder Falsch und kennen auch kein Gut oder Böse. Hunde unterscheiden zwischen Angenehm oder Unangenehm und zwischen Gefährlich und Ungefährlich. Prinzipiell sind alle gezeigten Verhaltensweisen, die unsere Hunde über den Tag zeigen, Verhaltensweisen aus voller Überzeugung. Wenn ein Hund beißt, dann aus der Überzeugung heraus, dass es in diesem Moment die einzig richtige Möglichkeit ist.

 

Mein Hund ist dominant

Ein Lebewesen für sich kann nicht dominant sein. Das geht einfach nicht, denn um dominant zu sein, braucht es immer mindestens ein Gegenüber.

Hund A kann Hund B dominieren
Hund C kann Hund A dominieren

Wenn ein Hund einem Menschen gegenüber also "dominant" ist, dann weil der jeweilige Mensch es zulässt. Dominanz hat außerdem nichts mit Aggression zu tun. Dominanz bedeutet lediglich, als erster Zugriff auf bestimmte Ressourcen zu haben. Der Zugriff auf Ressourcen ist stark beziehungs- und situationsabhängig.

Dominanz ist also keine Charaktereigenschaft. Dominanz sagt etwas über die Beziehung zwischen zwei Individuen aus.

Das eine Individuum kann also nur so dominant sein, wie das andere Individuum dies zu einem bestimmten Zeitpunkt und Situation zulässt.

Gerade wenn es um das Thema Aggression geht, nehmen wir oft Bezug auf Dominanz - vergessen dabei allerdings, dass Aggression meist aus Angst geboren wird.

Hunde sind Egoisten, Sie sind stetig und ständig auf der Suche nach einem inneren Gleichgewicht. Hunde agieren also oft aus Genussgründen, nicht zur Übernahme der Rudelherrschaft. Wenn der Hund ein Verhalten zeigt und damit Erfolg hat, dann wird der Hund das Verhalten in der Zukunft häufiger zeigen - genau so, wie wir Menschen. Für soziale Wesen ist es zudem unabdingbar, die Regeln des Zusammenlebens in einer Gruppe zu lernen. Erfolg und Misserfolg gehen einher mit Lernen - demnach gehört es dazu, dass ein Hund austestet was sich für Ihn lohnt und welches Vorgehen für Ihn welche Konsequenzen hat.

Dieses Verhalten dient nicht der Übernahme der Kontrolle, sondern gehört dazu, um sich in der Umwelt zurecht zu finden. Aus diesem Grund sind Zuneigung und Vertrauen genau so wichtig, wie klare Grenzen.

 

Mein Hund zieht an der Leine

Unsere Hund haben genau so, wie wir auch, ein Ziel. In der Regel liegt das Ziel vor uns, das ist nachvollziehbar, weil alles was vergangen ist, kennen wir ja bereits. So geht’s auch unseren Hunden. Der neue Geruch liegt vorne, nicht hinten. Oft akzeptieren wir dann schon bei unseren Welpen, dass Sie an der Leine ziehen. Selbiges auch bei Tierschutzhunden, die ja erst einmal bei uns ankommen müssen.

Schon beginnt der Teufelskreis. Der Hund zieht, die Leine ist gespannt, wir laufen weiter. Dieses Prinzip ist genau so, als würde man seinem Hund im Sekundentakt Futter geben zur Bestätigung. Leider ist das für uns in Ordnung, aber unserem Hund tatsächlich im Sekundentakt Futter zu geben für das Laufen an der lockeren Leine, das fällt uns allen schwer. Unsere Hunde lernen zu ziehen, wir lassen es zu. Vor allem aus dem Grund, weil wir mit unseren Welpen bereits viel zu viel Fokus auf Quantität, statt Qualität legen. Wir laufen schon früh lieber lange, weil der Hund ja Bewegung braucht, statt kurz, aber intensiv und vor allem gemeinsam.

Dann beginnt der Machtkampf. Wir beginnen unseren Hund mit Verhinderung, mit Maßregelungen durch den Alltag zu führen und nutzen dabei unsere Überlegenheit an Kraft. Wenn diese natürliche Überlegenheit nicht gegeben ist, dann bedienen wir uns verschiedener Hilfsmittel. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Einsatz verschiedener, nicht tierschutzrelevanter Hilfsmittel unter Anleitung oder nach Einweisung eines Trainers, durchaus sinnvoll sein kann. Zum Beispiel genau dann, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, braucht es oft ein Hilfsmittel, um überhaupt wieder Zugriff zum Hund zu erhalten.

Wir blockieren also den Hund oder fangen an, uns Status quo schön zu reden.

Mein Hund ist noch sehr jung, das hört schon auf“

Er möchte nur mal schnüffeln“

Er möchte nur mal spielen“

...und viele weitere Ausreden, denn um Ausreden sind wir in der Regel nicht verlegen. Dann kommt aber wieder der Punkt, an dem der Kampf beginnt. Wer ist stärker, wer kann wen besser, schneller und doller ziehen.

Leider ist es noch sehr verbreitet, dass Personen Ihren Hund an der Leine zurückziehen. Nicht aus Reflex, weil das schnell mal notwendig gewesen ist, ein Auto kam um die Ecke, oder auf dem Hundeplatz ein Hund plötzlich zu nahe. So spielt der Alltag, das passiert – ist aber auch nicht die Situation, auf die ich ansprechen möchte. Mir geht es hier um die Personen, die schon soweit sind, dass Sie Ihren Hund stetig und ständig zurückziehen müssen. Ich freue mich, wenn Sie diesen Zug zumindest so sanft wie möglich vollziehen. Oftmals wird allerdings eher plötzlich am Hund gerissen und nicht wenige Hunde fliegen einige Zentimeter, leider gelegentlich auch Meter, zurück. So richtig gesessen und zufrieden ist Frauchen oder Herrchen manchmal auch erst dann, wenn der Hund sich auch noch gedreht hat – wow.

Lernt der Hund so, nicht mehr an der Leine zu ziehen? Nein!

Das wird er nicht, er wird wenn er Glück hat von Verletzungen verschont bleiben, aber garantiert nicht aufhören an der Leine zu ziehen beziehungsweise damit beginnen, verlässlich an lockerer Leine zu laufen.

Zug erzeugt immer Gegenzug und Druck erzeugt Gegendruck. Dabei handelt es sich um den sogenannten Oppositionsreflex, der im Hund erzeugt wird. Oft kann man diesen Reflex zum Beispiel auf Hundeplätzen beobachten. Der Hund bleibt stehen, der Halter zieht den Hund weiter, statt Ihn zu motivieren und der Hund stellt sich mit all seiner Kraft dagegen. Erst eine Entspannung der Situation motiviert den Hund dann, tatsächlich wieder in Richtung seines Halters zu laufen.

Den Hund zurückzuziehen wird Dich niemals dazu führen, entspannt an lockerer Leine mit Deinem Hund spazieren zu gehen. Oftmals verschlimmert sich die Situation gar. Der Hund wird immer mehr ziehen, der Druck auf den gesamten Körper, vorzugsweise Hals, dutzende Wirbel, Luftröhre und viele weitere innere Bestandteile wird gar zur Gewohnheit für den Hund und als normal empfunden. Das kann man, sofern man aufmerksam mit dem Ziel durch Tag schreitet, jeden einzelnen Tag auf der Straße beobachten. Es gibt so viele Hunde, die mit einem andauernden Zug, eine durchgehend gespannte Leine, mit Herrchen und Frauchen durch die Welt würgen. Der Zug wird als normal empfunden und der Teufelskreis ist im vollen Gange.

Oft höre ich, dass Hundehalter bewusst auf ein Geschirr verzichten, weil Sie mal gehört oder gelesen haben, dass Hunde durch ein Geschirr lernen, zu ziehen. Manchmal kommt auch die Aussage, dass ein Geschirr zum ziehen gemacht wurde. Ja, okay das kann ich teilweise so akzeptieren, denn es gibt Geschirre, die für den Zughundesport entwickelt wurden. Meine Hunde und mindestens 6 Hunde aus meinem näheren Bekanntenkreis, die mir hier spontan während der Zeilen einfallen, sind allerdings die lebenden Beweise dafür, dass das völliger Blödsinn ist. Ein Geschirr hat nichts damit zu tun, ob ein Hund an der Leine zieht. Genau so wenig, wie ein Halsband damit zu tun hat. Mir geht’s bei der Leinenführigkeit nicht um das Signal „Fuß“, denn die Handlung entsprechend zum Signal ist klar definiert und zum Beispiel im Hundesport wichtig.

Die Leinenführigkeit ist eine wechselseitige Orientierung von Mensch und Hund und sollte auf Basis einer vertrauensvollen und harmonischen Gemeinsamkeit beruhen.

Vertrauen und harmonisch bedeutet also, dass die Basis ausschließlich ein positives Training sein kann. Liebe Leute, ein positives Training schließt Grenzsetzung nicht aus, bevor hier wieder Wörter wie „Wattebauschwerfer“ und Co. durch die Lüfte fliegen. Positives Training bedeutet für mich auch ein Training mit klaren Regeln, klaren Grenzen und einer klaren Kommunikation. Es ist zielführend, also positiv.

An der Leine muss sich Euer Hund zwangsläufig an Euch anpassen, warum also nicht freudig, eigenständig und weil er gelernt hat, dass er sich auf Frauchen und Herrchen verlassen kann. Vor allem aber, weil der Hund gelernt hat, die Leine nicht zu spannen. Ein Spannen der Leine führt zu keinem Erfolg. Eine gute Alternative wäre noch jene, dass der Hund unseren Anspruch auf Raum und auch Zeit akzeptiert.

Es gibt für die Leinenführigkeit nicht die Lösung, denn jeder Hund ist anders, jeder Mensch ebenso und jedes Mensch-Hund-Team ohnehin. Es gibt glücklicherweise einen großen Haufen an Möglichkeiten, seinem Hund die lockere Leine beizubringen. Für jeden Typ, für jede Situation, gibt es eine Methode und nicht selten vermischen sich mehrere Methoden miteinander und es entwickelt sich für das individuelle Gespann eine individuelle Methode.

Damit das möglich ist, müssen wir uns von falschen Gedanken befreien und ehrlich sein. Weil das nicht immer möglich ist, empfehle ich zum Beispiel für den „Otto Normalhundehalter“ einen Wechsel der „Führmethode“.

Führe ich meinen Hund eigentlich am Halsband, dann schnalle ich um auf das Geschirr, wenn ich einen schlechten Tag habe, oder unter Zeitdruck stehe.

Führe ich meinen Hund eigentlich am Geschirr, dann schnalle ich nicht um auf das Halsband, wenn mir alles egal ist und mein Hund vermeintlich zieht, sondern bringe einen anderen Kontext in die Situation. Eine andere Leine, ein Halstuch, ein andere Ort am Geschirr, an dem ich die Leine befestige et cetera.

Das ist nicht die Variante, die ich für mich und meine Hunde gewählt habe. Bei uns gibt es einfach kein Ziehen, egal ob Halsband, Geschirr oder Leine einfach um den Hals gestreift. Allerdings ist es eine super Methode für Jedermann, dem es vielleicht manchmal an der nötigen Konsequenz beim Thema der Leinenführigkeit fehlt.

Wie bereits erwähnt, gibt es zahlreiche, weitere Methoden. In diesem Text geht es allerdings mehr um das Bewusstsein, was Leinenführigkeit bedeutet, und das ein Zug an der Leine keinen Erfolg bringt.

Mir persönlich ist die Leinenführigkeit sehr wichtig. Aus diesem Grund habe ich mich mit all meinen Hunden sehr ausgiebig mit ebenjener beschäftigt. Ich war also fleißig - genau das lässt sich übertragen auf alle Methoden und wir finden am Ende dalso och ein grundsätzliches Ergebnis, eine Orientierung, die auf jeden Hund, auf jeden Menschen und auf jedes Mensch-Hund-Team übertragbar ist:

Der Weg zum harmonischen und entspannten Miteinander ist Fleißarbeit und Beharrlichkeit

Ob ich fleißig, geduldig und beharrlich bin, zeigt sich oft schon beim Start des Spaziergangs, der Trainingsstunde auf dem Hundeplatz oder einem Besuch am Hundestrand. Nehmen wir das Beispiel Hundeplatz, sieht man regelmäßig, dass es okay ist, wenn die Hunde vom Auto auf den Platz ziehen, aber dann urplötzlich, sobald die Stunde startet, ist eine gespannte Leine ein Grund zur Maßregelung – wer soll das verstehen?

Ich verstehe es nicht! Ich würde mich als durchschnittlich Leistungsstark einschätzen. Also sollte mein Verständnis um ein vielfaches besser sein, als das eines jeden Hundes. Wenn ich es also nicht nachvollziehen kann, wie soll es dann einem Hund möglich sein.

Liebe Leute, seid fleißig, seid geduldig, seid beharrlich...

Wenn dem mal nicht so ist, dann seid fair.

 

Schwanzwedeln bedeutet Freude

Das ist ein verbreiteter Irrtum. Bei einem wedelnden Schwanz entscheidet der Kontext über die Bedeutung. In der Regel ist ein wedelnder Schwanz lediglich ein Anzeichen für Erregung.

 

Hund hat ein schlechtes Gewissen

Hunde leben im hier und jetzt und haben zudem kein menschliches Moralempfinden. Statt moralische Vorstellungen, besitzen Hunde ein extremes Gespür für Stimmungen und haben das Bedürfnis, Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Der Hund hat also lediglich gelernt, was bei einer bestimmten Stimmung oder Handlung des Menschen folgt und zeigt entsprechend beschwichtigende Körpersprache, die wir Menschen als schlechtes Gewissen deuten.

 

Aggressive Hunde sind böse

Aggression ist nichts schlimmes, negatives oder böses. Aggression ist ein wichtiges soziales Regulativ und für das Überleben wichtig. Nur selten kommt es bei Hunden zu richtigen Verhaltensstörungen, die keiner natürlichen Art entsprechen. Meist deuten wir Menschen Verhalten nur falsch und empfinden normale, hündische Kommunikation als starkes, aggressives Verhalten.

 

Hunde haben kein Zeitgefühl

Hunde haben zwar kein Zeitgefühl wie wir Menschen, dennoch kennen Sie Erwartungshaltungen und haben Erinnerungen. Hunde nehmen sämtlichen Kontext einzelner Situationen auf. So können Hunde sich zum Beispiel merken, dass es etwas zu Fressen gibt, wenn es dunkel wird. Genau so haben Hunde morgens die Erwartungshaltung, dass es gleich Fressen gibt, sofern Sie eine entsprechende Lernerfahrung gemacht haben.

 

Hoher Liegeplatz = hoher Rang

Diese Aussage ist falsch, vor allem im Zusammenleben von Mensch und Hund, denn diese zwei Lebewesen leben in keinem hierarchischen Rudel. Wenn Hunde einen erhöhten Liegeplatz aufsuchen, dann weil Sie von dort eine bessere Übersicht haben, oder weil entsprechende Orte einfach bequem sind. In der Regel sind unsere Couches und Betten die bequemsten Möbel in unseren vier Wänden. Zusätzlich werden die Orte interessant, weil wir selbst so viel Zeit auf ebenjenen verbringen.

 

Bei Hunden gibt es eine Prägung

Das ist komplett falsch, denn eine Prägung ist irreversibel - nicht zu verändern, nicht umkehrbar. Hunde erleben eine sozial sensible Phase, circa bis zur 16. Lebenswoche. In dieser Sozialisationsphase speichern unsere Hunde erlebte Situationen besonders intensiv und bis zu dieser Phase bilden sich grundsätzliche Eindrücke, die in der späteren Zeit zum Beispiel dazu dienen, neue Eindrücke mit den bereits gemachten Erfahrungen zu vergleichen und zu bewerten.

 

Der will nur spielen

Fremde Hunde spielen untereinander oftmals nicht, wir deuten das gezeigte Bild nur allzu gerne als Spiel. Oftmals ist es zum Beispiel sexuelles Interesse, dass dann im Übersprung zu einem Spiel wird. Ebenso interpretieren wir oft Jäger und Hase, generell Jagdspiele, in territoriale Begrenzungen unserer Hunde untereinander. Hundespielwiesen sind oft ausschließlich Orte, die für unsere Hunde viel Stress bedeuten und oftmals Auslöser für späteres "Problemverhalten". Problemverhalten ist deshalb eigentlich falsch, weil der Hund lediglich gelernt hat, dass bestimmtes Verhalten an den Tag gelegt werden muss, um sich zum Beispiel Artgenossen vom Leib zu halten, weil Herrchen oder Frauchen die Signale auf der Hundewiese falsch deuten und Minuten, wenn nicht stundenlang auf ebenjenen verbringen.

Unseren Hunden reichen einzelne Hundefreunde völlig aus. Ein wirkliches, soziales und losgelöstes Spiel zeigt sich vor allem durch einen ständigen Rollentausch und durch Ruhephasen.

 

Kampfhunde sind aggressiv

Weiter oben haben wir ja bereits über Aggression gesprochen und festgestellt, dass Aggression nichts krankhaftes oder schlimmes ist. Kommen wir zurück zu den so genannten Kampfhunden, die tatsächlich ursprünglich zum Kämpfen gezüchtet wurden. Allerdings nicht zum Kampf gegen Menschen, sondern gegen andere Tiere. Aggressionen gegen Menschen war bei diesen Rassen allerdings komplett unerwünscht, denn Menschen haben in diese Kämpfe oft eingegriffen und ein Biss in Richtung des Menschen wäre dann schlecht gewesen. Den verschiedenen Rassen, die wir allzu gern als "Kampfhunde" bezeichnen, ursprünglich vor allem die "doggenartigen" Rassen, haben genau so wenig grundsätzliche Aggressionsbereitschaft uns Menschen gegenüber, wie alle anderen Rassen auch. Ausschlaggebend sind lediglich Punkte wie Sozialisation und gezieltes Scharfmachen und die Tatsache, dass bestimmte Rassen von einem bestimmten Klientel bevorzugt werden.

 

Kleine Hunde darf man nicht hochheben

Bitte, liebe Hundehalter kleiner Rassen oder auch Welpenbesitzer:

Wenn Ihr Euren Hund in Gefahr seht, dann greift schützend ein und hebt Euren Hund zur Not hoch. Lasst Euch nicht belehren und Beschimpfungen bitte an Euch abprallen. In der Beziehung zu unseren Hunden geht es vor allem um Vertrauen. Kleine Hunde gehören in keine Handtasche, dürfen aber in der Not selbstverständlich geschützt werden auf unserem Arm. Wir tragen die Verantwortung, zumindest möchten wir, dass unsere Hunde das so akzeptieren. Dann bitte, übernehmen wir auch Verantwortung und treffen Entscheidungen. Zu diesen Entscheidungen gehört auch, dass wir Gefahren abwehren und für die körperliche und seelische Gesundheit sorgen und einstehen.

 

Mein Hund ist stur

Auch hier handelt es sich um eine menschliches Interpretation von Verhalten. Manche Rassen wurden über Jahrhunderte zur Eigenständigkeit gezüchtet, natürlich zeigen solche Rassen eher selbstständiges Verhalten, als andere. Bitte liebe Leute, informiert Euch rechtzeitig und vorher, wofür Eure Lieblingsrasse ursprünglich gezüchtet wurde. Zweitens kommt es sehr häufig dazu, dass unsere Hunde unsere Signale nicht verstanden haben. Das liegt in der Regel daran, dass wir zu unklar und schwammig mit unseren Hunden kommunizieren, oder aber viel zu schnell, viel zu viel erwarten und das Training zu ungeduldig und schnell gestalten. Genau so, wie wir Menschen auch, benötigen unsere Hunde Zeit - Zeit um sich in unserer Welt zurechtzufinden, den eigenen Platz zu finden und all das, was wir im Laufe Ihres Lebens von Ihnen möchten, zu verstehen und vor allem in verschiedenen Situationen gelerntes Verhalten abrufen zu können. Ein "Sitz" im Wohnzimmer at nichts mit einem "Sitz" in der Stadt, auf der Wiese oder im Einkaufszentrum zu tun, sondern muss in den einzelnen Situationen erlernt werden. Zuverlässiges Lernen ist ohne eine Vielzahl an Wiederholungen nicht möglich. Manchmal ist das Verhalten, welches wir erwarten für den Hund allerdings auch so widersprüchlich, dass wir dafür entweder sehr kleinschrittiges Training, oder würdige Angebote benötigen.